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Das Dokument ist eine Excel-Datei, die bis letzte Woche im Netz zugänglich war. Ich bin vor ein paar Monaten darüber gestolpert.

Die Datei ist das größte Dokument über den globalen Datenhandel, das ich je gesehen habe (und ich kenn einiges). Darin wird beschrieben, welche Datenkategorien auf dem "Datenmarktplatz" von Xandr für "Werbezwecke" verkauft werden, mit Stand 2021.

Dazu werden hunderte Datenlieferanten benannt, u.a. Tochterfirmen von ProSiebenSat1 und Telekom:
netzpolitik.org/2023/adsquare_

netzpolitik.orgWerbetracking: Wie deutsche Firmen am Geschäft mit unseren Daten verdienenWenn es um Firmen geht, die pausenlos Daten für Werbezwecke sammeln, denken viele an die USA. Unsere Recherche zeigt, wie tief deutsche Unternehmen inzwischen in das Netzwerk der Datenhändler verwoben sind und dass sie auch heikle Datenkategorien anboten. Beteiligt sind Konzerne wie die Deutsche Telekom und ProSiebenSat1.

Ich würde sagen, die beiden oben verlinkten dt. Artikel sind Pflichtlektüre für alle, die sich für Digitalisierung interessieren.

Die von dt. Firmen gehandelten Daten stellen umfassende Persönlichkeitsprofile dar und beinhalten teils sensible Daten.

Hier der englische Artikel des US-Mediums The Markup, der die teils wirklich extrem supersensiblen Datenkategorien beschreibt, die in den USA gehandelt werden. Dort könnt ihr die 650.000 Datenkategorien einfach durchsuchen:
themarkup.org/privacy/2023/06/

Gehandelt werden Daten über die ganze Bevölkerungen in vielen Weltregionen - und zwar in Form sogenannter "Segmente", das sind Listen von digitalen IDs, die sich auf Menschen beziehen, denen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zugeschrieben werden.

Also zB Listen von Browser- oder Smartphone-IDs von Menschen, die in Kategorien einsortiert werden wie "depressiv", "Gehalt < €500", "hat Kinder 0-2 Jahre", "macht spekulative Anlagen", "hat sexuelle Probleme", "hat Geldautomat X besucht".

Xandr/Microsoft hat fast 100 Datenlieferanten für die Segmente, die oft selbst wieder unzählige weitere Datenlieferanten haben, es ist unübersichtlich und ein einziger Sumpf.

Werbekunden bekommen in der Regel keinen Zugriff auf die Rohdaten, sondern kaufen das Recht, die Daten für ihre kommerziellen Zwecke zu nutzen, zB für das Online-Werbetargeting.

Aber tausend Firmen in der Datenlieferkette haben Zugriff, und viele verkaufen auch Rohdaten, manche gar an religiöse Fundis (LGBT, Schwangerschaft) oder Geheimdienste (z.B. GPS-Standortdaten), beides belegt.

Es ist ein Skandal, dass dieser unkontrollierte Datenhandel 5 Jahre nach der DSGVO immer noch stattfindet. Ich bezweifle, dass die Firmen dafür eine gültige Rechtsgrundlage haben.

Die Datenschutzbehörden müssen jetzt ENDLICH aktiv werden und diesen Datenpraktiken effektiv ein Ende machen.